Bei ihr bekommt jeder Geflüchtete Hilfe: Hendrikje Arzt ist Flüchtlingsbeauftragte des Kirchenkreises Falkensee

Das Flüchtlingsthema sei ihr im Grunde schon in die Wiege gelegt worden, sagt Hendrikje Arzt. „Meine Mutter floh als Jugendliche aus Ostpreußen und später aus Greifswald, beide Male unter lebensgefährlichem Beschuss“, erzählt die 56-Jährige.Seit Anfang März kümmert sich Hendrikje Arzt nun als Beauftragte des Kirchenkreises Falkensee um die aktuellen Flüchtlingsangelegenheiten. Dabei war der Beginn ihrer neuen Tätigkeit vor allem durch die Einschränkungen der Corona-Krise geprägt. „Ich musste viel per Telefon erledigen, vor allem für die Geflüchteten eine sehr schwierige Situation, wenn sie die Sprache noch nicht verstehen“, so Arzt. Viele Geflüchtete, in erster Linie Bewohner der Asylunterkünfte, hätten sich dadurch auch nichtgetraut, die Hilfe der Flüchtlingsbeauftragten in Anspruch zu nehmen, da die sprachliche Hürde am Telefon viel größer sei als bei einem persönlichen Treffen. Hinzu komme die Enge in den Unterkünften. „Viele leben dort schon seit mehreren Jahren auf engstem Raum mit Fremden. Das macht einige auf Dauer krank“, so Hendrikje Arzt.Die Havelländerin ist zunächst erst mal für ein Jahr als Elternzeitvertretung eingesetzt, engagiert sich aber schon mehrere Jahre in der Flüchtlingsarbeit, wurde ein Teil der Willkommensinitiative in Friesack. „Je mehr ich mit Flüchtlingen Kontakt hatte, desto klarer wurde mir, welche ungeheuren Traumatisierungen oft tapfer getragen werden undwie wenig professionelle Hilfe in dieser Frage erwartet werden kann“, so Hendrikje Arzt.Die 56-Jährige betreibt hauptberuflich seit 27 Jahren eine Praxis für Traumatherapie in Berlin und seit acht Jahren auch im Havelland. Sie lebt mit ihrem Mann und den vier Kindern, von denen einige schon ausgezogensind, auf einem Bauernhof in der Nähe von Friesack.Neben der Seelsorge und der Begleitung der Geflüchteten hilft Hendrikje Arzt bei Behördenpost und unterstützt in Härtefällen auch bei der Vermittlung von Kirchenasyl.

Dafür ist sie ständig über ihr Handy erreichbar und auch sonst viel unterwegs, um Betreuer der Asylunterkünfte zu treffen, mit Behörden zu reden und vor allem den Geflüchteten zuzuhören. Zwar ist das Hilfsangebot von einer christlichen Kirche organisiert, missionieren möchte Hendrikje Arzt aber niemanden. „Gerade für Geflüchtete mit muslimischem Glauben ist es eine große Überwindung, die Hilfe der Kirche anzunehmen“. Dabei war die 56-Jährige anfangs selbst sehr überrascht, wie viel die Kirche auf dem Gebiet der Flüchtlingsarbeit macht. „Als Außenstehende bekommt man das so ja gar nicht mit“, sagt sie. Daher freue sie sich nun umso mehr, auch einen kleinen Teil dazu beitragen zu können.

Artikel aus der MAZ

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