Vom 14.-18.6.2025 besuchte ich zusammen mit meinem Sohn, Pfarrer Jonathan Schmidt, unsere Partnergemeinden in Ägypten. Nach den Jugendbegegnungen zwischen Jugendlichen aus dem Kirchenkreis Falkensee und der Gemeinde in Zagazig in 2023 und 2024 war es uns ein Bedürfnis, auch die Gemeinde und das Pfarrehepaar in Alexandria wiederzusehen.
Dazu kam zum ersten Mal ein Besuch bei Pastor Ayman in Ismailia am Suez-Kanal. Ismailia gehört wie Zagazig und Alexandria zum Dekanat Nildelta. Pastor Ayman leitet dort ein imposantes kirchliches Zentrum, bestehend aus Kirche, Gästehaus und einer evangelischen Schule. Wir nahmen am Sonntag vormittag am Gottesdienst teil, brachten Grüße aus dem Kirchenkreis Falkensee und feierten mit der Gemeinde zusammen das Heilige Abendmahl. (Pastor Ayman 2.v.l.)
Den Sonntagabend verbrachten wir in Zagazig, wo wir ebenfalls am Gottesdienst teilnahmen und mit der Gemeinde das Abendmahl feierten. In Zagazig durfte ich – zum zweiten Mal nach 2022 – auch die Predigt halten. Pfarrer Dr. Wael Boulis übersetzte sie ins Arabische. Predigttext an diesem Sonntag Trinitatis, war der sog. Kanzelgruß aus 2Kor 13: „Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen.“ Eine der wenigen Bibelstellen, die explizit von der Dreieinigkeit Gottes zeugen. In meiner Predigt erinnerte ich an die Formulierung des nizänischen Glaubensbekenntnisses vor 1700 Jahren, bei der die ägyptischen Theologen Arius, Alexander und später auch Athanasios eine bedeutende Rolle gespielt haben.
Im Anschluss an den Gottesdienst freuten wir uns über die Begegnung mit den ägyptischen Christinnen und Christen, von denen wir viele bereits kannten. Die hervorragenden englischen und auch arabischen Sprachkenntnisse von Pfarrer Jonathan Schmidt kamen uns bei der Konversation zugute. Wir waren wieder beeindruckt von der Fröhlichkeit und Lebendigkeit der Gemeinde, die sich bunt gemischt aus allen Generationen zusammensetzt und einen Altersdurchschnitt von schätzungsweise 35 Jahren hat.
Nach Gottesdienst und Begegnung und einem festlichen Abendessen bei Pfarrfamilie Boulis übernachteten wir in den schmucken Gästezimmern der Gemeinde, die zum Teil mit unseren Spendenmitteln hergerichtet worden waren.
Am Montag brachte uns Pfarrer Boulis mit seinem PKW nach Alexandria bzw. in den Vorort El Agamy, wo sich im Viertel Bitash die Kirche von Pfarrer Yousri Girgis befindet. Schon 2022 hatten wir den blühenden Garten bestaunt, in dem Maulbeerbäume, Granatapfelbäume und Bananenpalmen wachsen, eine grüne Oase inmitten einer grauen staubigen Betonwüste. Im Pfarr- und Gemeindehaus hat Pastor Yousri – zum Teil mit unseren Spendengeldern – einen neuen Kirchsaal gebaut, einen hellen freundlichen Saal mit moderner Ton- Bild- und Klimatechnik und mit bequemen Holzstühlen, die ca. 70 Personen Platz bieten.
Das Pfarrehepaar lud uns zum Abendessen ein. Die Übernachtung fand in den Gästezimmern des Gemeindehauses statt. Glücklicherweise gab es Ventilatoren an der Decke, so dass wir die tropischen Temperaturen auch in der Nacht ertragen konnten. Am Montag zeigte uns Ehepaar Yousri Alexandria, insbesondere die berühmte Bibliothek und den Montaza Palace, den Königspalast und Park des letzten ägyptischen Königs, idyllisch am Mittelmeerstrand von Alexandria gelegen. Der Tag ging mit einer Einladung zum Abendessen zu Ende, wir waren überwältigt von der Gastfreundschaft und Großzügigkeit des ägyptischen Amtsbruders und seiner Frau. Leider kam es diesmal nicht zu Begegnungen mit Gemeindegliedern.
In ausführlichen Gesprächen erfuhren wir von den Freuden und Sorgen der ägyptischen Gemeinden, die im Unterschied zu unseren Gemeinden junge und wachsende Gemeinden sind. Ein Problem gerade in Alexandria Bitash ist die Armut. Auch wird das gesellschaftliche Klima in Ägypten durch die Allgegenwart der Moslembrüder negativ beeinflusst. Das Verhältnis zur großen koptisch-orthodoxen Kirche gestaltet sich schwierig, dagegen haben sich die Beziehungen zu den römisch-katholischen Gemeinden verbessert. Der ägyptische Staatspräsident as-Sisi wird von den Christen allgemein geschätzt. Was uns verbindet, ist die Sorge um den Weltfrieden, um die explosive Lage in Israel, Palästina und im ganzen Nahen Osten.
Sorgen machen sich unsere ägyptischen Geschwister auch um die Zukunft unserer Partnerschaft, angesichts der Auflösung des Kirchenkreises Falkensee. Wir konnten aber deutlich machen, dass wir auch nach dem schmerzlichen Tod von Prof. Dr. Tharwat Kades und der uns bevorstehenden Kirchenkreisfusion sehr an einer Fortsetzung und Weiterentwicklung der ökumenischen Partnerschaft interessiert sind und uns mit aller Kraft dafür einsetzen werden.
Die protestantischen Gemeinden in Ägypten sind klein, aber sie sind jung, lebendig und sie wachsen. Und das macht auch mir Mut im Blick auf die Zukunft unserer Gemeinden. Auch eine kleine Kirche kann eine lebendige und wirksame Kirche sein, wenn sie unserem Herrn und Heiland Jesus Christus nachfolgt und unter seiner Gnade bleibt.
Pfarrer Dr. Bernhard Schmidt, Vorsitzender der Kollegialen Leitung