„Ihr habt uns einst das Licht des Glaubens gebracht, jetzt bringen wir es Euch zurück“, sagte Reverend Yousri Girgis aus Alexandria bei einem Besuch im Berliner Missionswerk, das die neu entstandene Partnerschaft zwischen Gemeinden der protestantischen Nilsynode in Ägypten und dem Evangelischen Kirchenkreis Falkensee vermittelt hatte. Zur Begründung der ökumenischen Partnerschaft waren zwei evangelisch-reformierte Pastoren der Nilsynode mit ihren Ehefrauen für vier Tage nach Deutschland gekommen. Es waren Pastor Yousri Girgis aus Alexandria El-Bitash und Pastor Dr. Wael Nashat aus Zagazig, der drittgrößten, hierzulande kaum bekannten Stadt im Norden Ägyptens. Bei unseren Gesprächen wurden uns die Gefahren klar, die den ägyptischen Protestantinnen und Protestanten in ihrem muslimisch geprägten Heimatland tagtäglich drohen, ebenso aber auch das ungeheure Potential, das diese Kirche hat. Prof. Tharwat Kades, der Ökumenebeauftragte der Nilsynode, sagte beim Empfang des Kirchenkreises Falkensee zu Ehren der ägyptischen Gäste – mit Anspielung auf die Ergebnisse der sog. Freiburger Studie: „Wenn ihr hier nur noch zehn Millionen seid, dann werden wir auch zehn Millionen sein.“ Die ägyptischen Kirchen sind jung und wachsen schnell, nicht nur durch natürliche Regeneration, sondern vielfach auch durch Konversion, obwohl diese zum Teil lebensgefährlich für die muslimischen Konvertiten ist. Als wir – unterwegs zum Berliner Missionswerk – mit dem vollbesetzten Regio von Falkensee nach Berlin-Alexanderplatz fuhren, knöpfte Rev. Nashat zum großen Erstaunen der anderen Fahrgäste seinen Mantel auf. Um seinen Hals, über seinem Kolar-Hemd, prangte ein großes Silberkreuz – zu meiner Überraschung ein Kreuz mit dem Corpus Christi, ein Kruzifix, was die Reformierten normalerweise ablehnen. Aber solche innerprotestantischen theologischen Feinheiten spielen in Ägypten keine große Rolle. O-Ton Wael Nashat: „Ich freue mich, dass ich mich hier bei Euch als Christ öffentlich bekennen kann.“ Als sie von ihren Projekten berichten, erfahren wir von einem Kindergarten, einem Hospital und einem Bus, der die Menschen in der Millionenstadt abholt und zum Gottesdienst bringt, ebenso von Plänen für eine Wasseraufbereitungsanlage oder für eine Müllbeseitungsanlage, aber auch vom interreligiösen Dialog, der häufig von den Christen ausgeht. Die Kreissynode des Kirchenkreises Falkensee beschloss auf ihrer letzten Tagung, jeder Gemeinde 5.000 Euro Soforthilfe für die dringendsten Aufgaben zur Verfügung zu stellen. So erfüllt sich bei diesem ersten Besuch vielleicht das biblische Wort: „Dient einander, ein jeder mit der Gabe, die er empfangen hat.“ Wir ihnen mit Geld, sie uns mit Hoffnung und Ermutigung…