Ägypten-Partnerschaft verstetigt. Halleluja! Ein Beitrag von Martin Eifler

Nicht wenige Menschen aus dem Kirchenkreis Falkensee haben noch den Besuch der beiden Pfarrehepaare aus Alexandria und Zagazig Ende Oktober 2019 in Erinnerung, mit dem die Partnerschaft unseres Kirchenkreises mit der evangelischen Nil-Synode begründet wurde. Neben einem Besuchsprogramm im Havelland und in Berlin sprachen Pfarrer Yousri Girgis und Wael Nashat auch Grußworte auf der Herbstsynode.

Der Gegenbesuch musste Corona-bedingt zweimal verschoben werden und selbst als die gesundheitliche Situation Reisen nach Ägypten wieder zuließ, schlug das Virus noch einmal zu und verdarb Annette Berg und Martin Eiselt, die 2019 auch Quartier geboten hatten, die Teilnahme an diesem Abenteuer.

Wobei Abenteuer vielleicht doch ein wenig zu dramatisch klingt, denn zum einen können sich mindestens in Kairo Europäer sorglos frei bewegen und zum anderen haben sich unsere Gastgeber aufopferungsvoll um uns gekümmert. Deshalb war es auch kein riskantes Unterfangen, neben denjenigen, die 2019 beim ersten Besuch unsere ägyptischen Gäste begleitet haben, auch Michelle Klose mit drei Mädchen aus der jungen Gemeinde in Brieselang mitzunehmen und so den Jugendaustausch voranzubringen. Die 8-köpfige Delegation, die unter Führung von Dr. Bernhard Schmidt am 19. April 2022 frühmorgens nach Ägypten aufbrach, bestand damit im Weiteren aus Luisa Sinate, Martin Eifler, Jonathan Schmidt, Clara Ziechmann, Johanna Stapp und Amelie Kattge.

Insgesamt sechs Übernachtungen hatte uns Dr. Tharwat Kades organisiert, der als geborener Ägypter seit 55 Jahren in Deutschland lebt, sich um die Verständigung von Christen und Muslimen, vor allem im Nahen Osten einsetzt und der wahrscheinlich mit mehr einflussreichen Persönlichkeiten in Deutschland und Ägypten in Kontakt steht, als sonst jemand.

Weil die Kirchenkalender der westlichen und der orthodoxen Kirchen voneinander abweichen und das orthodoxe Ostern regelmäßig nach unserem Ostern liegt, bedeutete unsere Anreise am Dienstag nach Ostern, dass wir mitten in der Karwoche in Kairo ankamen und die Kreuzigung des eben Auferstandenen erneut durchleben mussten. Zudem überschneidet sich in diesem Jahr der Fastenmonat Ramadan mit Ostern, so dass alle Gläubigen ihre Festlichkeiten hatten.

Trotz der Besichtigung Jahrtausende alter Kulturstätten, Empfängen mit höchstrangigen Persönlichkeiten und der engagierten Betreuung durch die Dialog-Akademie, allen voran Michael und Diana, waren die Begegnungen mit unseren Partnergemeinden Höhepunkte der Reise. In Zagazig, etwa anderthalb Autostunden nördlich von Kairo erlebten wir den Gottesdienst am Gründonnerstag mit Band für die musikalische Begleitung und Heiligem Abendmahl. Neben Wael Nashat und weiteren Ältesten gestaltete auch die Falkenseer Delegation den Gottesdienst, indem Bernhard Schmidt über das Bild vom letzten Abendmahl aus der Groß Glienicker Kirche predigte und gemeinsam ein Kanon angestimmt wurde. Für unser leibliches Wohl hatten die Gemeideglieder einiges aufgefahren. Gerne hätten wir für den anschließenden Austausch mit unseren neu gewonnenen Freunden mehr Zeit gehabt.

Für den Besuch unserer Partnergemeinde in Alexandria war der Karfreitag reserviert. So schmerzlich die Bedeutung dieses Feiertages ist, so ungezwungen gestaltete Yousri Girgis den Gottesdienst seiner auffallend jungen Gemeinde im Erdgeschoss eines erst halb fertig gebauten Hauses, das nicht auf den ersten Blick als Kirche zu erkennen ist. Auch dieser Gottesdienst geriet angesichts einer zusätzlichen Predigt, der konsekutiven Übersetzung von Tharwat Kades und Erläuterungen zu den Gastgeschenken zu einer längeren Veranstaltung. Kulinarisch meinten es unsere Gastgeber besser mit uns, als es für Karfreitag angemessen gewesen wäre.

Um diesen Bericht nicht unangemessen lang werden zu lassen, sei nur am Rande erwähnt, dass

–      unser aufgegebenes Gepäck in Frankfurt am Main nicht umgeladen wurde und wir die ersten beiden Tage – einschließlich des Empfangs von Theologieprofessoren verschiedener Religionen und Universitäten in der Dialog-Akademie – aus dem Handgepäck bestreiten mussten,

–      unser Begleiter Michael in Kairo uns beherzt den Weg quer durch den brausenden Verkehr bahnte, u.a. quer über den Tahrir-Platz, so dass die hupenden Autos gezwungen waren, uns passieren zu lassen,

–      bei den fastenden Muslimen ab einer halben Stunde vor Sonnenuntergang einige Hektik aufkommt, um rechtzeitig zum Fastenbrechen an einem Tisch, auf einer Bank oder auch nur auf der Bordsteinkante Platz zu nehmen,

–      wir bei den Fahrten nach Zagazig und Alexandria durchgehend eskortiert wurden, mindestens von einem Motorrad-Polizisten, aber auch von Armeefahrzeugen mit mehreren bewaffneten Soldaten und Kanone auf dem Dach,

–      in Alexandria ein sonniger Morgen und angenehm temperiertes Wasser zum Baden im Mittelmeer einluden, uns der Strandbetreuer aber inständigst aufforderte, nicht weiter als bis zu den Knien ins Wasser zu gehen.

Was die Glücklichen, die die Partnergemeinden der Nil-Synode besuchen durften, mitnehmen, sind natürlich auch Eindrücke aus einem zunächst fremden Land mit geschichtlichen Zeugnissen, dann die Erkenntnis, dass Ägypten zwar ein überwiegend islamisches Land ist, die Christen aber ihren Platz in der Gesellschaft haben und diesen auch selbstbewusst ausfüllen, vor allem aber die Gewissheit, in Ägypten Freunde zu haben. Und diese Freundschaft wollen wir auf ein immer breiteres Fundament stellen.

Kirche-Nr-18-2022-S10

Interview Michael Ramses mit Pfarrer Bernhard Schmidt in der Kairoer Tageszeitung albawabhnews (das Tor/die Tore)

Interview

Ein Kommentar zu “Ägypten-Partnerschaft verstetigt. Halleluja! Ein Beitrag von Martin Eifler

  1. Ein wirklich sehr lebendiger und schöner Bericht des Partnertreffens, der uns teilhaben lässt- vielen Dank dafür

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