Sarah-Magdalena Kingreen bewirbt sich mit einem Gottesdienst als Superintendentin im Havelland
Pfrn. Dr. Sarah-Magdalena Kingreen nach Gottesdienst, Vortrag und Gespräch in der Suptur des Kirchenkreises Nauen-Rathenow.
Sarah-Magdalena Kingreen bewirbt sich auf das Amt der Superintendentin im entstehenden Kirchenkreis Havelland. Kingreen ist derzeit u. a. Theologische Vorständin der Stiftung Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. Mit ihrer Familie wohnt sie in Potsdam. In einem Gottesdienst in der St.-Jacobi-Kirche in Nauen stellte sie sich der Öffentlichkeit als Bewerberin vor. Anschließend hielt sie einen Vortrag mit dem Titel „Kirche im Havelland. Zwischen Abschied von Vertrautem und dem Willkommen für Neues“ in der Suptur des Kirchenkreises Nauen-Rathenow. In einer weiteren Runde stellte sich Kingreen den Fragen von Gemeindegliedern der beiden Kirchenkreise sowie, in einer nicht-öffentlichen Diskussion, den Fragen der wählenden Synodalen.
Interview
Ein Gottesdienst als Bewerbung ist für eine Pfarrperson eine außergewöhnliche Situation. Trotzdem werden Sie jenseits dieser Situation auch inhaltliche Gedanken bei der Konzeption von Gottesdienst und Predigt geleitet haben. Welche waren das?
Den Gottesdienst genannt habe ich „Der Regenbogen über den Fluten“. Es ging um die Noah-Geschichte und darum, dass Gott seinen Regenbogen spannt als ein sichtbares Zeichen für uns. Dass er bei uns ist, dass er uns hält und trägt, egal was passiert und was ist.
Pfrn. Sarah-Magdalena Kingreen hielt den Gottesdienst in St. Jacobi Nauen.
Ich habe die toten Kraniche angesprochen, die vom Himmel fallen – und das Infizierte drumherum. Das, was wir hier im Havelland gerade erleben. Die Sorge und die Angst. Ich habe die Sintfluten im Menschlichen angesprochen, das, was mir in meinem Leben vorkommt, wo es mir den Boden wegzieht. Und über dem allen bleibt die Zusage Gottes stehen. Er spannt seinen Regenbogen in bunten Farben. Er zeigt uns: Ich halte dich, ich trage dich, ich bleibe bei dir. Und diese große Zusage, die habe ich in der Predigt versucht herauszustellen.
Sie haben in dem anschließenden Vortrag und dem Gespräch in der Suptur in Nauen den Begriff der „wertschätzenden Erkundung“ ins Spiel gebracht. Was genau verstehen Sie darunter?
Mein Vortrag ging um Abschied von Vertrautem und dem Willkommen für Neues, um eine „Kirche im Havelland“ zu werden. Und dieses Abschiednehmen von dem Vertrauten – das, was bisher war – das braucht seinen Raum, das braucht seinen Ort, das braucht seine Zeit. Und dafür habe ich den Begriff „wertschätzende Erkundung“ genutzt, denn die ändert den Blick. Durch sie schaut man nicht auf Probleme, sondern schaut auf die Schätze, die es ja hier schon gibt, die hier im Havelland liegen, die gesehen, gehoben, poliert werden wollen. Es ist mir wichtig, dies auch sehr wahrzunehmen. Und dann können wir aufbrechen zum Neuen und Neues entstehen lassen und Kirche im Havelland werden.
Für den Fall, dass Sie Superintendentin werden, haben Sie für Ihr erstes Jahr eine Art Aufgaben- und Tätigkeitsprofil umrissen...
Ich würde hier gerne als eine „aufsuchende Superintendentin“ gewählt werden. Als jemand, der gemeinsam mit den Menschen vor Ort sucht, wie Kirche im Havelland hier sein kann und ganz wörtlich auch aufsucht: also hinfährt, in Begegnung geht, unterwegs ist. Meine Tätigkeit wäre vornehmlich eine Tätigkeit vor Ort. Das ist in meinen Augen das Programm des ersten Jahres. Unterwegs sein, vor Ort sein, sehen und wahrnehmen, was da ist.
Generalsuperintendent Kristóf Bálint moderierte Vortrag und Fragen an Sarah-Magdalena Kingreen in der Suptur des derzeitigen Kirchenkreises Nauen-Rathenow.
Auch hier: wertschätzende Erkundung – die Schätze sehen. Sehen, was in den Gemeinden, in den kirchlichen Orten vorhanden ist, was die Hauptamtlichen, die Ehrenamtlichen umtreibt. Meine Frage ist: Was ist das, was euch trägt, was euch Hoffnung macht, was erlebt ihr als etwas Schönes? Und was ist aber auch das Schwere? Wo ist es schwierig, Kirche zu gestalten? Welche Herausforderungen haben wir? Wo brauchen wir Unterstützung? Und das möchte ich alles wahrnehmen an jedem einzelnen Ort hier und dann nach einem Jahr dieses Bild ja auch gemeinsam anzuschauen, zu schauen, was machen wir daraus? Wie wird daraus jetzt Kirche im Haveland?