Abschied vom Kirchenkreis Falkensee: Regionalbischof Kristóf Balínt hielt beim feierlichen Gottesdienst die Predigt. Rechts: der Kreisposaunenchor, der von Kreiskantor Stephan Hebold geleitet wurde.
Abschied vom Evangelischen Kirchenkreis Falkensee im feierlichen Zeestow-Gottesdienst.
Nach 190 Jahren verabschiedet sich der Kirchenkreis Falkensee von der Bühne der evangelischen Kirche in Berlin und Brandenburg – mit einem feierlichen Gottesdienst in der Dorfkirche Zeestow, die zur Autobahnkirche wurde. Es ist eines der großen und erfolgreichen Projekte des Kirchenkreises in den letzten Jahren – deshalb gilt der Ort des Abschieds einhellig als angemessen.

Pfarrer Dr. Bernhard Schmidt, der langjährige Vorsitzende der scheidenden Kollegialen Leitung des Kirchenkreises (der neue „Evangelische Kirchenkreis Havelland“ wird eine Superintendentur haben) ließ noch einmal die Anfänge und die wechselvolle Geschichte des kleinen Kirchenkreises westlich von Berlin-Spandau Revue passieren:
Am 31.3.1835 auf der rechten Seite der Havel im damaligen Osthavelländischen Kreis als zweiter „Sprengel“ der „Diözese“ Potsdam gebildet, tauchte 1960 im Pfarralmanach erstmals Falkensee als Benennung für den Kirchenkreis auf. Noch früher hieß diese Superintendentur „Potsdam II“. Die derzeit allgegenwärtige Schrumpfung der Evangelischen Kirche in Deutschland vor Augen, fügte Schmidt schmunzelnd hinzu, dass man in etwaiger Zukunft dann vielleicht doch wieder „Potsdam II“ heißen werde.
Bernhard Schmidt weiß: „Veränderung ist immer ein wichtiges Kontinuum in der Geschichte des Kirchenkreises gewesen.“ Und gerade jetzt sei wieder, bei der anstehenden Fusion mit Nauen-Rathenow zum neuen Evangelischen Kirchenkreis Havelland, „viel Beweglichkeit gefragt“.
Bernhard Schmidt dankte den derzeitigen und ehemaligen Mitgliedern des Kreiskirchenrats für ihre Arbeit – alle Anwesenden aus diesem Kreis durften sich über Schmidts persönliche Worte zuzüglich einer kleinen Flasche Eierlikör freuen.

Die Predigt des Abschiedsgottesdienstes hielt der Regionalbischof des Pfarrsprengels Potsdam Kristóf Bálint. Er wies darauf hin, dass eine schöne Erinnerung an einen verschwundenen Kirchenkreis voraussetze, dass es nunmehr einen spürbaren Wandel gebe. Die Struktur eines Kirchenkreises dürfe nie verwaltungstechnischer Selbstzweck sein, sondern sei „nur dann gelungen, wenn sie den Menschen dient“.
Auch das politische Havelland war im Gottesdienst anwesend: Neben Johannes Funke (MdL / SPD) war die stellvertretende Landrätin Elke Nermerich unter den Ehrengästen, die unter anderem die weiterhin unverzichtbaren Beiträge des alten und des neuen Kirchenkreises zur Geflüchtetenhilfe, Seelsorge und Suchthilfe in der Region erwähnte.

Bernhard Schmidt sprach als „großen Schatz“ des Kirchenkreises die ökumenische Partnerschaft mit zwei Gemeinden der protestantischen Nilsynode in Ägypten an. Mit Freude aufgenommen wurde deshalb das Grußwort des Ehrengastes aus Ägypten, Pfarrer Dr. Wael Nashat. In Zusammenarbeit mit dem Kirchenkreis Falkensee habe Nashat gelernt, „dass Theologie keine Theorie ist.“ Gerade die Jugendlichen der deutschen und ägyptischen Gemeinden hätten bei den Begegnungen seit 2019 „mit offenen Herzen“ miteinander gesprochen. In Nashat selbst sei „der Ruf“ entstanden, die deutsche Sprache zu lernen. „Ich möchte dieses Licht in meine Kultur tragen.“

Im kommenden Jahr wird Wael Nashat für drei Monate Gast des Berliner Missionswerks sein und an der Humboldt-Universität theologische Studien betreiben. Pfarrer Bernhard Schmidt seinerseits bezeichnete die ökumenische Partnerschaft mit Ägypten als „Glücksmomente in meiner Arbeit“. In dem arabischen Land könne man lernen, „wie Kirche unter schwierigen Minderheiten-Bedingungen existieren und wachsen könne“.
Im neuen Kirchenkreis müsse man sich mit einer solchen Minderheiten-Position in der Gesellschaft ebenfalls intensiv auseinandersetzen und daraus etwas entstehen lassen.