Pfr. Michael Jurk und Ministerin Manja Schüle beim Auftakt zur diesjährigen Spendenaktion "Vergessene Kunstwerke brauchen Hilfe" in der Potsdamer Staatskanzlei
Die adventliche Spendenaktion „Vergessene Kunstwerke brauchen Hilfe“ widmet sich einem Gemälde unseres Kirchenkreises.
Die alljährliche Spendenaktion „Vergessene Kunstwerke brauchen Hilfe“ ist im Advent 2025 einem kirchlichen Artefakt des Havellandes gewidmet: Dem Ölgemälde der Dorfkirche Wagenitz, das die Adelsfamilie von Bredow im 17. Jahrhundert zeigt. „Das Bild ist gut und wichtig“ – dieser Satz ist von Theodor Fontane überliefert, niedergeschrieben im Fragment zu einem nicht mehr veröffentlichten Band seiner „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“.

Das Ölgemälde sei weit mehr als „gut und wichtig“, sagt Manja Schüle, Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur im Land Brandenburg (SPD): „Es ist ein beeindruckender Blick auf eine Familie, die den Dreißigjährigen Krieg überstanden hat. Und eines der wenigen Bildnisse, die aus dem Leben des Landadels in der Mark erzählen – ein Teil unseres kulturellen Erbes, für dessen Erhalt wir die Verantwortung tragen. Dessen sind wir uns als Land bewusst.“

Wenn man die Wagenitzer Kirche betritt, fällt dieses Gemälde sofort ins Auge, das 1667 durch unbekannte Hand entstand. Besonders beeindruckend sind seine Dimensionen – gerade in einem vergleichsweise kleinen Kirchenraum. Es misst mit 2,80 mal 3,95 Meter an die zehn Quadratmeter, die als Leinwand aufgespannt sind. Längst hat die Malschicht Risse.
Der Zustand sei erschreckend schlecht, sagt Dörte Busch, Restauratorin beim Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege und beim Archäologischen Landesmuseum. Es sei zu befürchten, dass kleine Teile des Bildes brechen oder für immer verloren gehen. „Diese Restaurierung stellt aufgrund des großen Bildformats eine besondere Herausforderung dar.“ Das Spezialwissen von Fachrestauratoren für Leinwandrestaurierung sei gefordert.“ Dörte Busch zeigt sich erleichtert, dass es solche freiberuflichen Fachleute im Land Brandenburg durchaus gibt. So könne mit der Restaurierung des Gemäldes bald begonnen werden.

Für Pfarrer Michael Jurk, der im Havelländischen Luch auch für die Gemeinde in Wagenitz zuständig ist, ist die Restaurierung des großen Ölgemäldes nur eine Station auf einem bereits beschrittenen Weg. „Ich bin ein bisschen stolz, dass es uns in den letzten Jahren tatsächlich gelungen ist, sowohl die Außenhülle der Kirche als auch die darunterliegende Familiengruft zu sanieren – einschließlich der darin befindlichen 26 Särge.“ Dieser gesamte Sanierungsprozess folge, so Jurk, den beiden Leitgedanken sowohl des Forschens als auch des Bewahrens. „Jede Entdeckung, jedes Detail wurde sorgfältig dokumentiert und zugleich nachhaltig erhalten.“
Michael Jurk weist auch darauf hin, dass das Schloss derer von Bredow einst das kulturelle Herz der ganzen Region gewesen sei. Das Schloss brannte in den letzten Kriegstagen 1945 ab. Heute erinnert nur noch dieses Gemälde an die Rolle der Familie von Bredow, die Wagenitz und seine Geschichte über Jahrhunderte geprägt hat.
Insofern gehe es auch um die Wiederherstellung eines kulturellen Identifikationspunkts für die Region. „Sie soll aus vertrauten Orten bestehen, an denen Gemeinschaft möglich ist, an denen Menschen sich wiederfinden können. Diese Spendenaktion ist für uns weit mehr als ein reines Kunstschutzprojekt.“
„Der Gemeindekirchenrat und ich betrachten die Region immer als ein Gesamtkonzept“, so Pfarrer Michael Jurk. Die Dorfkirchen seines Bereichs als Orte der Erinnerung, der Kultur und des Zusammenhalts greifen laut Jurk mit ihrer eigentlichen Funktion ineinander: „Sie bleiben selbstverständlich Orte des Glaubens: Orte, an denen Gottesdienste gefeiert werden, an denen getauft, getraut und gemeinsam getrauert bzw. in die letzte Ruhe begleitet wird. Und genau in diesem größeren Zusammenhang sehe ich auch die neue Bedeutung der Wagenitzer Kirche.“ Tatsächlich wird die Sanierung der Dorfkirche in Wagenitz mit dem letzten Schritt der Gemälde-Restaurierung zu einem Best-Practice-Beispiel dafür, wie Funktionen von Dorfkirchen im Havelland wiederhergestellt werden können – allen voran die Funktion des dörflichen und gesellschaftlichen Zusammenhalts von Glauben und Kultur.
Spendenkonto für die diesjährige Aktion „Vergessene Kunstwerke“:
- Empfänger: Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.V.
- IBAN: DE94 5206 0410 0003 9113 90
- BIC: GENODEF1EK1 (Evangelische Bank)
- Stichwort: Wagenitz