Diakon Jakob Bindel und Diakonin Dorit Gutschke gestalteten eine Jugendfreizeit als Segeltörn im Ijsselmeer
Das Reiseformat des Kirchenkreises Falkensee heißt „Mit dem Wind“: In der zweiten Woche der Berliner und Brandenburger Sommerferien startete eine Gruppe von Jugendlichen von dem kleinen Ijsselmeerhafen Stavoren ins Ijssel- und Wattenmeer. Wie es dann genau weitergehen sollte, war zu Beginn noch nicht klar – und diese Überraschung für alle gehört zu „Mit dem Wind“ dazu. Ob auf kleine Inseln, in Städtchen oder mitten ins Nichts: Den Kurs bestimmt der
Wind.
Ein Rückblick mit Jakob Bindel
Worin bestand das Angebot, das der Kirchenkreis in Form dieser Jugendreise gemacht hat?
Wir wollten eine Freizeitreise gestalten, die etwas Besonderes ist. Das Besondere: Man muss sich auf eine Art der Fortbewegung einlassen, die man im Alltag vielleicht nicht erlebt. In diesem Fall vor allem auf Wind und Wetter.
Und wenn man sich einlässt, macht man eine ganz besondere Gruppenerfahrung. Das war das Versprechen.
Wir sind sieben Tage – vielleicht im nächsten Jahr zehn Tage – zusammen auf diesem Schiff. Wir müssen auf wenigen Quadratmetern miteinander auskommen, das Schiff bedienen, kochen und so weiter.
Du hast diese Reise schon einige Male durchgeführt. Gab es in diesem Jahr Dinge, die neu waren?
Segeln ist immer eine Überraschung, denn das Wetter und das Meer kann man nicht vorhersehen. Dieses Jahr haben wir uns tagsüber auf einer Sandbank festgefahren. Und dann heißt es plötzlich, alle zwanzig Leute an Bord müssen ganz nach vorne, damit wir uns irgendwie von der Sandbank lösen.
Oder der Skipper sagt bei anderer Gelegenheit: Naja, morgen früh müssen wir übrigens um 6 Uhr los, weil das Wasser kommt dann günstig für uns zurück. Insofern ist diese Reise in jedem Jahr voller Überraschungen. Und die Menschen sind ja auch immer andere.
Das Schöne ist, dass der Rahmen klar ist. Wir segeln, und wir haben dieses Gruppenerlebnis miteinander. Aber was wir dann tatsächlich erleben, ist total offen.

Was passiert auf dem Schiff, was die Reise konkret als Angebot der Evangelischen Kirche kennzeichnet?
Wir feiern zum Beispiel jeden Abend eine Andacht. Wir sind auch morgens nochmal zusammen und haben einen geistlichen Impuls. Wer die Reise antritt, ist sich im Klaren darüber: Man ist in der evangelischen Kirche unterwegs. Und dazu gehört eben morgens und abends eine Andacht.
Vielleicht merkt der eine oder die andere, die jetzt mit der evangelischen Kirche nicht so viel am Hut haben, dass die Menschen, die da schon unterwegs sind, besonders miteinander umgehen oder eine besondere Sprache miteinander pflegen. Dass das vielleicht ein anderer Umgang ist, als man ihn von woanders her kennt.
Und es gehört auch mit dazu, dass man das auch mitlernt auf dieser Fahrt. Die Andachten bereiten die Jugendlichen selber vor. Wir haben exemplarisch eine gestaltet. Wir haben ganz viel dafür Material mitgehabt. Dieses Jahr hatten wir ein Buch mit dabei, das hieß „Anknoten“. Zu jedem Knoten, den man so auf dem Schiff auch braucht, gibt es darin einen Andachtsimpuls. Und den haben die Jugendlichen aufgegriffen.
Worin bestehen eure Erfahrungen, mit denen ihr das Ganze von mal zu mal vielleicht noch fokussierter, vielfältiger oder interessanter gestaltet?
Die Frage ist immer das Austarieren. Wie viel gibt man vor auf so einer Freizeit? Und wie viel bestimmen die Jugendlichen selbst mit? Also man natürlich sagen: Wir machen ein Programm von morgens bis abends: Andachten, inhaltliche Arbeit, Gruppenspiele – und so weiter.

Mein Ansatz ist eher, solche Sachen mit dabei zu haben und herausholen zu können, falls es die Gruppe in ihrer jeweiligen Dynamik braucht. Aber ich möchte das nicht vorgeben, sondern mit den Jugendlichen selber darüber ins Gespräch kommen. Und so haben wir es mit dem Skipper auch immer gehandhabt: zu schauen, was will die Gruppe gerade? Und dann sitzen wir und handeln gemeinsam aus. Die einen wollen einen Inseltag haben oder an den Strand gehen. Die anderen wollen gerne Krabben fischen und dann wieder welche eigentlich nur ausschlafen in ihren Ferienzeiten. Und das bekommen wir dann miteinander meistens ganz gut unter einen Hut.
Wie kommen die Jugendlichen zu euch und eurem Angebot – und wie bleibt das Band nach der Reise vielleicht bestehen?
Die Jugendlichen kommen aus bestehenden Gruppen oder über Hörensagen zu uns. Es gibt Menschen, die natürlich im Kirchenkreis aktiv sind oder schon mal mit Segeln waren, die Werbung machen bei ihren Freundinnen und Freunden dafür. Und wir machen natürlich ganz fleißig Werbung dafür. Also es gibt immer Menschen in den Gemeinden, die Ansprechpersonen sind für Jugendliche und die werben für diese Segelfreizeit.
Auf der Reise wiederum lernen sich Jugendliche aus diesem oder aus anderen Kirchenkreisen kennen, die sich sonst vielleicht nicht kennenlernen würden. Sie erfahren nochmal: Es gibt in der Region einfach mehrere Menschen, die so ähnlich ticken wie sie. Und das sind nicht nur die Menschen aus ihren jeweiligen Gemeinden, die sie schon kennen.
Für uns als Kirchenkreis ist es natürlich großartig: Wir lernen Jugendliche kennen, die Lust haben, sich in Kirche zu engagieren. Mit denen können wir hier einfach eine Beziehung aufbauen und daran arbeiten. Die Jugendlichen sehen sich als Gruppe auch wieder. Es gibt im September Nachtreffen, und vielleicht fahren einige im nächsten Jahr auch wieder mit.
Weitere Infos zu Reiseterminen und anderen Fragen an:
Dorit Gutschke – Kreisbeauftragte für Jugendarbeit
dorit.gutschke@gemeinsam.ekbo.de
Jakob Bindel – Kreisbeauftragter für die Arbeit mit Kindern und Familien